Mittwoch, 30. Juni 2010

Kardiologische Herzkatheteruntersuchung

Die Herzkatheteruntersuchung ist ein invasives diagnostisches Verfahren. Die große Herzkatheteruntersuchung stellt die Herzkranzgefäße (Koronarangiographe) und die linke Hauptkammer (Ventrikulographie) dar. Beim „kleinen Herzkatheter" werden die Druckwerte im kleinen Kreislauf gemessen.

Die Koronarangiographie ist der „Goldene Standard" in der Erkennung von Durchblutungsstörungen. Der Vorteil ist, dass die Herzkranzgefäße, in denen das sauerstoffangereicherte Blut zum Herzmuskel fließt, direkt dargestellt werden und darüber hinaus - bei Nachweis hochgradiger Verengungen im Gefäßsystem - auch eine Aufdehnung der Engstellen (PCI) und somit eine Behandlung möglich ist. Die diagnostische Verlässlichkeit liegt nahezu bei 100 %. Andere diagnostische Verfahren zur Bestimmung der Herzdurchblutung wie z.B. die Stressechokardiographie oder die Thalliumszintigraphie erreichen dies nicht.

Wann ist eine Koronarangiographie angezeigt?

Akuter Herzinfarkt
Angina pektoris-Beschwerden bei bekannter koronarer Herzerkrankung
Belastungsabhängige Brustschmerzen oder Luftnot mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Herzdurchblutungsstörung (Vorliegen von Risikofaktoren, Veränderungen im Belastungs-EKG, Nachweis vermeintlicher Durchblutungsstörungen in der Stressechokardiographie, Thalliummyokardszintigraphie, Kardio-MRT mit Stress),
Eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens unklarer Ursache
Der Zweck der Koronarangiographie ist die Diagnose der koronaren Herzerkrankung. Daraus ergeben sich sehr wichtige und lebensverlängernde Konsequenzen. Vor jeder Untersuchung ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis abzuwägen. Auch wenn das Risiko einer Herzkatheteruntersuchung für schwerwiegende Komplikationen gering ist, dürfen diese nicht bagatellisiert werden. Andererseits ist es von großer Bedeutung Veränderungen in den Herzkranzgefäßen zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Viele Patientinnen haben vor dieser Untersuchung Angst, weil sie eine invasive Untersuchung ist, bei der ein sehr dünner biegsamer Kunststoffschlauch in den Körper eingebracht wird. Die allermeisten Patientinnen empfinden die Untersuchung im Nachhinein überraschend als nicht unangenehm. Es ist grundsätzlich eine schmerzfreie Untersuchung. Bei großer Nervosität ist die Verabreichung eines Beruhigungsmedikamentes selbstverständlich.

Die Untersuchung findet auf einem so genannten Untersuchungstisch statt, auf den sich der Patient entkleidet legt. Nach Desinfektion - meist der rechten Leiste wird der Patient mit einem sterilen Tuch zugedeckt. Dann erfolgt die lokale Betäubung, was häufig als kleiner Pieks und leichtes Brennen empfunden wird. Nach Einschieben der Schleuse (ein Ventil, das den Zugang in das Kreislaufsystem sichert, ein Bluten aus der Punktionsstelle verhindert und über den der Katheter gewechselt werden kann) in das Beckengefäß erfolgt beim großen Herzkatheter die Punktion der pulsierenden Arterie. Zugangswege sind auch von der linken Leiste aus oder von den Armen möglich.

ZUGANGSWEGE (Bild wird noch eingefügt)

Nach Vorschieben des Katheters über die Hauptschlagader werden das linke und rechte Herzkranzgefäß mit Kontrastmittel gefüllt. Dies erfolgt entweder mit der Hand oder auch mit einem speziellen Pumpsystem und unter Röntgendurchleuchtung. Nun werden die Herzkranzgefäße sichtbar.

Die Röntgenröhre dreht sich in bestimmten Richtungen, um die Herzkrangefäße von allen Seiten zu durchleuchten. Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten.

Intervention:

Findet sich eine hochgradige Engstelle im Herzkranzgefäßsystem, die die Durchblutung des Herzens beeinträchtig, kann versucht werden, diese Stelle zu beseitigen. Dazu wird über den Katheter ein dünner Draht in das Herzkranzgefäß vorgeschoben und über die Engstelle hinweg in die Gefäßperipherie vorgebracht. Dieser Draht dient als Schiene, über den ein Ballon, auf dem auch eine Gefäßstütze aufgebracht sein kann, im Bereich der Engstelle positioniert wird. Durch Aufblasen des Ballons entfaltet sich auch der Stent und die Engstelle wird in die Gefäßwand gedrückt. Der Stent hält die behandelte Stelle offen, sodass wieder ausreichend Blut zum Herzen fließen kann.

Es braucht etwa 2 Wochen bis der Stent, der aus Edelstahl besteht, mit körpereigenem Gewebe überzogen ist. In dieser Zeit besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die das Gefäß im Stentbereich verschließen können (Stentthrombose). Aus diesem Grund müssen für 4 Wochen Medikamente eingenommen werden, die das Entstehen von Blutgerinnseln im Stent verhindern. (ASS in Kombination mit Clopidogrel).

Eine alleinige Dilatation mit einem Ballon würde zu einer hohen Rate einer Wiedereinengung an der Behandlungsstelle führen. Deswegen werden Stents (Gefäßstützen) implantiert. Allerdings haben diese normalen Stents (bare metall stents = BMS) in Abhängigkeit der Größe und Länge der implantierten Stents auch eine gewisse Wiedereinengungsrate. Vor allem schmalkalibrige und lange Stents haben eine hohe Wiedereinengungsrate, weswegen in bestimmten Fällen medikamentös beschichtete Stents („drug eluting stents" =DES) verwendet werden. Insbesondere Diabetiker profitieren von diesen DES.

Wenn die Herzkranzgefäße keine hochgradigen Engstellen aufweisen oder das Gefäßsystem so stark verändert ist, dass eine Aufdehnung nicht sinnvoll erscheint oder nicht möglich ist, wird alles aus dem Körper entfernt, die Punktionsstelle abgedrückt und mit einem Druckverband versorgt. Nach Leistenpunktion müssen noch einige Stunden Bettruhe eingehalten werden.

Wie gefährlich ist die Herzkatheteruntersuchung?

Wegen möglicher Komplikation sind manche Patienten stark verängstigt und entsagen sich dieser Untersuchung. Dazu muss festgehalten werden, dass schwerwiegenden Komplikationen wie z.B. lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, notfallmäßige Bypassoperationen oder gar ein tödlicher Zwischenfall sehr selten sind.

Häufig jedoch sind Blutungen in der Leiste, die sich manchmal zu einem großen „blauen Fleck" (Hämatom) entwickeln können. Sehr selten entstehen Komplikationen in der Leiste, die einem Gefäßchirurgen vorgestellt werden müssen.

Unter Berücksichtigung der standartisierten Vorsichtsmaßnahmen ist das Risiko einer Herzkatheteruntersuchung vertretbar.

http://www.cpsj.de/herz-katheteruntersuchung-kardio/

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